Über die Entstehung des Finstergrund-Ganges

Erläuterungen für Besucher, die es genauer wissen wollen

 

Der aus Flussspat, Schwerspat und Quarz bestehende Finstergrund-Gang füllt eine tektonische Spalte aus, die in uralten Grundgebirgsgesteinen des Südschwarzwalds, den Gneisen, aufgerissen ist. Gleichzeitig sind über 100 weitere Mineralgänge in der näheren und weiteren Umgebung entstanden. Das Alter der verschiedenen Gesteine kann man entweder über Fossilien oder über natürliche instabile Isotope bestimmen (Laborbestimmung der Mengenverhältnisse natürlicher Radioisotope).

 

Die geologisch-tektonischen und geochronologischen Untersuchungen haben bislang folgende Ergebnisse erbracht (für weitere Informationen siehe den Menüunterpunkt Literatur):

 

  • Sedimentation der Ausgangsgesteine der Gneise: Oberproterozoikum – Unterpalä­ozoikum, d.h. vor 600 – 500 Millionen Jahren; das Alter der sandartigen Sedimente, aus denen die Gneise entstanden sind, konnte anhand von winzigen Mikrofossilien bestimmt werden (Acritarchen, das waren planktonische Mikroorganismen), die trotz der hohen Temperaturen, bei denen die Gneise entstanden sind, noch erhalten sind.

 

  • Entstehung der Paragneise Raum Wieden-Todtnau: Niederdruck-Hochtemperatur-Metamorphose mit Entstehung der Migmatite und der Gneisfoliation: 335 – 330 Millionen Jahre (Unterkarbon). Etwa parallel dazu: Eindringen von Ganggraniten und Granitporphyren, Vulkanismus mit Entstehung der Münstertal-Quarzporphyr-Decke.

 

  • Quarzporphyrgänge (Datierung an Zirkonen, Grube Teufelsgrund) und begleitende Quarzgänge, oft mit Hämatit: 296 Millionen Jahre

 

  • Heraushebung des Grundgebirges, Bildung der meist E–W streichenden „Ruscheln“ (tonige, mürbe Störungsgesteine): 253 – 207 Millionen Jahre (Trias)

 

  • Gangmineralisation (Flussspat, Quarz, Erze): 180 – 130 Millionen Jahre (Mittel-/Oberjura bis Kreide), im Mittel vor ca. 160 Millionen Jahren. Datierung an Illiten (weißen Tonmineralen) im Gang; die mineralisierenden Lösungen waren um 200°C heiß

 

  • Entstehung des Oberrheingrabens: Tertiär, Beginn der Grabeneinsenkung vor ca. 65 Millionen Jahren: stärkste Hebungsphase der Alpen – Beginn des Kaiserstuhl-Vulkanismus; Bildung zahlreicher neuer tektonischer Störungen im Grundgebirge (vor allem Seitenverschiebungen und Abschiebungen)

 

  • 35 – 10 Millionen Jahre (Jungtertiär): Nachbewegungen auf dem Finstergrund-Gang, Bildung von Baryt und Kristalldrusen mit Quarz, Fluorit und Calcit.

 

Einfach ausgedrückt: Der Mineralgang, der in der Grube Finstergrund für Besucher zugänglich ist, ist vor rund 160 Millionen Jahren entstanden; er durchschlägt eine Reihe verschiedener, sehr viel älterer Gesteine (335 bis 207 Millionen Jahre alt). Wohl in der Spätphase der Oberrheingraben-Entstehung, vor ca. 30 Millionen Jahren, kam noch Schwerspat hinzu. Danach wurde das Gebirge mit dem Mineralgang herausgehoben und soweit abgetragen, dass der Gang heute an bzw. nahe der Oberfläche liegt.

 

 

Text: Dr. Wolfgang Werner